Sommer-Highlight 2019: “200 x Badesaison. Seebad Wyk auf Föhr 1819 bis 2019”

Paul Wilhelm: Wartehaus auf der Wyker Mittelbrücke, 1910 Öl auf Malpappe 32,5 × 49,5 cm Privatbesitz, Foto: Andreas Seeliger / © Paul Wilhelm Archiv, Dresden 2019

Paul Wilhelm: Wartehaus auf der Wyker
Mittelbrücke, 1910
Öl auf Malpappe 32,5 × 49,5 cm
Privatbesitz, Foto: Andreas Seeliger / © Paul Wilhelm Archiv, Dresden 2019

Das MKdW, das Museum Kunst der Westküste, zeigt bis zum 15. Juli 2019 in seiner Ausstellung „200 x Badesaison“ die Entdeckung des Strandes und die 200 Jahre alte Geschichte des Tourismus auf Föhr. Kunstwerke, Bademode und Postkarten spiegeln die jeweilige Epoche des Heil- und Kurbads Föhr wider und erzählen eine abwechslungsreiche Geschichte von 1819 bis heute.

Viele Exponate sind das erste Mal auf Föhr zu sehen, wie zum Beispiel „Das Seebad“ des Schweizer Impressionisten Albert von Keller. Aquarelle von Kronprinzessin Victoria von Preußen und feine impressionistische Studien des Wyker Badestrandes des Dresdner Malers Paul Wilhelm, Meisterschüler bei Gotthardt Kuehl, sind weitere Glanzlichter der umfangreichen Ausstellung.

Strandkörbe und Bademode – die Welt am Meer verändert sich

Die Ausstellung zeigt, wie sich das Strandbild über die Jahrhunderte wandelte. So hielten um 1900 Strandkörbe und Sandburgen Einzug, nachdem der Strand als touristischer Raum erobert wurde.

1877 war „das Baden von Mädchen im Freien am Wyker Strande“ noch „gänzlich untersagt“. Die Einstellung zum Thema Anstand und Sittlichkeit änderte sich zaghaft. Der Wandel von Badeanzügen und Bikinis zum akzeptablen Badekleide wird mit schönen Exponaten und Fotos wundervoll abgebildet.

Fotos Innenansichten der Ausstellung “200 x Badesaison”: Lukas Spörl

Seebadgäste im Wandel der Zeit

Föhr gehörte einst zu Dänemark. Der dänische König Christian VIII verbrachte dort in den 1840ern viele Sommer, standesgemäß mit einem Hofstaat von 80 bis 100 Personen, Dienerschaft nicht mitgezählt.

Ausgestattet mit Hut und Sonnenschirm spazierten Gäste schon damals gerne den Strand entlang. Doch die Jagdfahrten zu den Seehundbänken mit munteren Jagdstunden geben dem Besucher von heute ein Rätsel auf. Erst 1973 wurde die Jagd auf sie verboten.

Im späten 19. Jahrhundert folgte auch das gehobene Bürgertum dem Ruf der See, ab den 1930er Jahre ebenfalls vermehrt Angestellte und Arbeiter.

Der wirtschaftliche Aufschwung nach der Jahrhundertwende sorgte für steigende Gästezahlen: Kamen 1866 noch gerade einmal 1.000 Gästen, waren es 1913 schon 10.000. Die Infrastruktur wurde ausgebaut. Wirtschaftswunder und eine wachsende Bevölkerung sorgten überdies für immer mehr Urlauber. So wurden im Jubiläumsjahr 1969 erstmals mehr als eine Millionen Übernachtungen gezählt. 2017 waren es bereits 1,85 Millionen. Kein Wunder. Schon lange hat Föhr viel mehr als frische Luft zu bieten, nämlich viel Genuss und “Meer Kultur”.

 

Mens sana in corpore sano – Sport damals und heute

Schon damals trainierten selbst Damen an Geräten in einer Art Fitnessstudio. Auch Meerwasserbäder in Spa-Anlagen waren sehr beliebt. Rudern war den Herren vorbehalten – ach ja, und Stand-up-Paddling, wie ein Foto von 1903 bezeugt. Von wegen neumodisch!

Wie himmlisch es sich noch heute auch in Hamburg stehend padd

eln lässt, lesen Sie in unserem Beitrag „Summer in the City“.

Foto Innenansicht der Ausstellung: Lukas Spörl
Exponat “Strandgymnastik”, 1927, Foto: unbekannt, Archiv Ane Ingwersen, Wyk


Fotorechte Exponate: mit freundlicher Genehmigung des MKdW Museum Kunst der Westküste auf Föhr Fotorechte Innenansichten der Ausstellung: Lukas Spörl mit freundlicher Genehmigung des MKdW